Ausbildung und Werdegang
Karel Šípek, geb. Schlesinger, wurde am 3.1.1921 in Brünn geboren. Seine jüdische Abstammung nahm für ihn und seine Familie keine hohen Stellenwert in ihrem Leben ein und so wurden jüdische Feiertage nicht beachtet, nicht am Gottesdienst teilgenommen und der Religionsunterricht auch nicht besucht. Karel Šípek ging auf eine tschechische Schule und maturierte in der Handelsakademie. Er absolvierte parallel zu seiner schulischen Ausbildung eine Schneiderlehre. In Brünn war er dann bis 1939 als Schneider tätig. In dieser Zeit war er aufgrund seiner religiösen Zugehörigkeit zum Judentum auf der Straße verbalen Angriffen ausgesetzt. Als Andere darüber nachdachten, das Land zu verlassen, dachte Karel Šípeks Vater noch nicht einmal über diese Option nach, denn er wollte bleiben (Jüdisches Museum, Prag).
Deportation und Inhaftierung
Zwei Jahre später, im Jahr 1941, wurde Karel Šípek in das Arbeitslager Linden deportiert. Als im August oder September 1942 nach der regulären Kartoffelernte Steine auf einem Acker aufgelesen werden sollten und Karel Šípek gemeinsam mit einem Freund dort beim herumlaufen, ohne Steine aufzusammeln, erwischt worden ist, wurden beide dazu verdonnert nach Prag verfrachtet und von dort nach Theresienstadt deportiert zu werden (Ebenda).
In Theresienstadt angekommen wurden sie in die Sudetenkaserne eingesperrt und noch im September nach Maly Trostinec bei Minsk deportiert. Nach dem von den knapp 1000 Deportierten 20 bis 30 junge Männer ausgewählt wurden, darunter auch Karel Šípek, wurden die restlichen anschließend vergast. Nach der Verladung des Gepäcks der Deportierten wurden Karel Šípek und die restlichen ausgewählten Männer zum Lager Maly Trostinec gebracht (Ebenda).
Dort wurde er zur Arbeit im Pferdestall eingeteilt und musste sich um ca. 10 Pferde kümmern. Im Rahmen dieser Tätigkeit musste er als Kutscher auch außerhalb des Lagers Arbeiten verrichten und hatte dadurch die Möglichkeit ab und zu in Kontakt zu den Dorfbewohnern zu geraten. Auf diese Art und Weise war es ihm möglich gelegentlich Gegenstände einzutauschen. Genauso gelang es ihm, sich mit der Zeit in der Umgebung jenseits der Lagergrenzen zu orientieren. Er erfuhr von den Dorfbewohnern von wo aus die Partisanen operierten (Ebenda).
Flucht aus Maly Trostinec
Er und 6-7 Mährer einigten sich unverbindlich darauf, gemeinsam zu den Partisanen zu fliehen, aber legten dafür noch keinen exakten Zeitpunkt fest. Eines Tages kehrte Karel Šípek von seiner Arbeitsstelle im Lager zu seinem Schlafplatz zurück und erfuhr, dass er und einer seiner Freunde, Karel Klein, für einen „Transport“ nach Łódź eingeteilt wurden. Aufgrund ihrer Lagererfahrung ahnten beide, dass es sich dabei nicht um einen Transport von einem Ort zu einem anderen, sondern um ihre Ermordung handelte. Sie trommelten diejenigen zusammen, mit denen sie zuvor über die Flucht gesprochen hatten, um auf der Stelle zu fliehen. Nur Karel Klein schloss sich Karel Šípek an. Nach ungefähr einem Jahr Inhaftierung in Maly Trostinec verließen sie zu Fuß mit jeweils einer Schaufel in der Hand schlichtweg das Lager. Niemand hinderte sie an ihrer Flucht. In einem Zweikilometer entfernten Getreidefeld warteten sie auf die Nacht, um dann im Schutz der Dunkelheit in das regelmäßig von Partisanen besuchte nahegelegene Dorf Berjosowka zu fliehen (Ebenda).
Leben nach der Flucht
Karel Klein und Karel Šípek wurden beide in Kampfgruppen der Partisanen aufgenommen. Danach kämpfte Karel Šípek bis ins Jahr 1944 hinein mit den Partisanen, bis er sich danach an der tschechischen Militärstation meldete und als Soldat in die Svoboda-Armee aufgenommen wurde. Nach Ende des Krieges verpflichtete er sich nach einer kurzen Ausbildung in einer Offiziersschule weitere sechs Jahre zum Militärdienst. Zeitweilig sei er sogar im tschechischen Generalstab tätig gewesen (Ebenda).
Nach Ende seines Militärdienstes besuchte er die Baugewerbeschule und absolvierte ein Studium an der pädagogischen Fakultät. Anschließend lehrte er Bauwesen an einer Berufsschule sowie Deutsch an einer Gewerbeschule in Gablonz. Nach diesen Tätigkeiten wechselte er zum Unternehmen Vodní.
Erstellt von Nazim Diehl und Aliaksandr Dalhouski