Das Vorkriegsleben
Die Eltern von Galina Timofeevna Borisjuk – Timofej Mironovič (geb. 1906) und Aleksandra Matveevna (geb. 1904) Rybickij – wohnten vor dem Krieg im Dorf Novyj Dvor, Bezirk Minsk. Da waren sie im örtlichen Kolchos tätig. Sie hatten vier Töchter: Evgenija (geb. 1928), Maja (geb. 1935), Galina (geb. 1937) und Tamara (geb. 1939). Timofej Mironovič nahm noch vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion an dem sowjetisch-finnischen Krieg teil.
Der Krieg
Die ersten Kriegswochen, gefüllt mit Angst und Panik, prägten sich Galina Timofeevna ins Gedächtnis. In der Besatzungszeit hatte der Vater von Galina Verbindung mit Partisanen. Timofej Mironovič berichtete ihnen über Truppenbewegungen, brachte Lebensmittel, traf sich mit Verbindungsleuten in Minsk.
1944 eine Woche vor der Befreiung begab sich Timofej Rybickij mit einem Auftrag nach Minsk. Vor seinem Abgang versprach er seiner Frau zurückzukehren und mit der ganzen Familie in den Wald zu fliehen. In Minsk blieb Timofej Mironovič über Nacht bei seiner Schwester. Am nächsten Morgen wurden er, seine Schwester und ihr Mann verhaftet. Bald wurde der Mutter von Galina Timofejevna berichtet, dass sie nach Minsk kommen sollte, um das Pferd und die Fuhre von ihrem Mann abzuholen. Für ihr Leben fürchtend floh Aleksandra Matveevna mit ihren Kindern aus dem Haus und versteckte sich in der Nähe vom Dorf.
Galina Borisjuk erinnert sich an den Tag der Befreiung, als alle Dorfeinwohner mit Freude die Befreier trafen, ihre Mutter weinte dabei die ganze Zeit. Ihr wurde gesagt, dass ihr Mann, auch seine Schwester zusammen mit ihrem Mann nach Trostenez gebracht und in einem Schuppen verbrannt worden waren. Kurz vor der Befreiung wurden auch die Verwandten der Mutter von Galina Timofeevna wegen der Verbindung zu den Partisanen verhaftet – die Schwester Maria Guk aus Petrovščina, Evgenia und Fedor Lysenko aus dem Dorf Novyj Dvor.
Das Nachkriegsleben
Nach dem Verlust des Hauptverdieners trat schwere Zeit für die Familie Rybickij ein. Die Mutter war schwer krank, die Kinder hungerten. In diesem Zusammenhang wurde das Thema „Trostenez“ in der Nachkriegszeit in der Familie nicht diskutiert. Erst Jahrzehnte später gelang es Galina Timofeevna zusammen mit den Verwandten Trostenez zu besuchen.
Der Wunsch, den Vater und alle gefallenen Verwandten in Erinnerung zu behalten, ließ Galina Timofeevna Borusjuk zu der tragischen Seite der Familiengeschichte zurückkommen, ein Interview der Geschichtswerkstatt geben und Familienunterlagen zur Verfügung stellen.
Erstellt von den Mitarbeitern der Geschichtswerkstatt Minsk