Das Leben vor dem Krieg
Tereza Konstantinovna Vychoto wurde am 21. November 1904 im Dorf Lopuchi im Bezirk Sluzk in eine Arbeiterfamilie geboren. Bereits mit 13 Jahren fing sie an, als Hilfsarbeiterin in einer privaten Kantine zu arbeiten, später war sie in der Landwirtschaft tätig. Zehn Jahre später begann sie eine Ausbildung, zuerst in Kursen für Frauenorganisatorinnen beim Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Bolschewiken in Belarus, danach an der Kommunistischen Marchlevskij-Universität für nationale Minderheiten des Westens in Moskau. Nach dem Abschluss war sie Hochschullehrerin an der Arbeiterfakultät der Belarussischen Staatlichen Universität (Vgl. Semenjakov V.: Zum Opfer gefallen. Schuldig ohne Schuld, in: Večernij Minsk, 5.03.1993.). Dort lernte sie ihren künftigen Ehemann Iosif Petrovič Napadkovskij kennen, der auch an der Universität tätig war. Die Familie konnte nicht lange ruhig zusammenleben, da Iosif Petrovič 1938 verhaftet wurde. Tereza Konstantinovna blieb mit zwei Kindern alleine zurück und verlor zudem bald ihre Arbeit. Über Iosif Petrovič gibt es seit seiner Verhaftung keine weiteren Informationen.
Der Krieg
Zu Kriegsbeginn wurde das Haus, wo Teresa wohnte, zerstört. Sie zog ins Dorf Gorodok bei Molodečno um, wo sie als Lehrerin arbeitete. Im Januar 1942 begegnete ihr Sima Altman, ein 15-jähriges, fast verhungertes und erfrorenes jüdisches Mädchen. Tereza erfuhr von ihr, dass ihre Eltern und ihr Bruder in Minsk erschossen wurden, sie aber fliehen konnte. Daraufhin hatte sie sich lange Zeit von Dorf zu Dorf durchgeschlagen, ohne länger Zuflucht zu finden. Tereza Wychota nahm das Mädchen mit zu sich nach Hause und sagte ihr: »Du bleibst bei mir. Wenn jemand dich fragt, woher du kommst, sag, dass du meine Nichte bist, deine Eltern starben beim Luftangriff« (Ebd.). Später beschaffte Tereza Konstantinovna für Sima Altman eine Geburtsurkunde auf den Namen Josefa Bubnevič. Auf diese Weise rettete sie außer Sima auch noch ein weiteres Mädchen, Rimma Rassadina aus Velikije Luki.
Das Leben nach dem Krieg
Nach dem Krieg kehrte Tereza Vychoto nach Minsk zurück und war einige Zeit als Geschichtslehrerin in der Schule № 42 tätig. 1948 wurde sie aber verhaftet und zu 10-jähriger Haftstrafe in einem Korrektionsarbeitslager mit Vermögensentziehung wegen Lehrtätigkeit in der Besatzungszeit und aktiver Teilnahme an der Leitung des Weißruthenischen Selbsthilfewerkes (BNS) verurteilt (vgl. http://lists.memo.ru/d7/f376.htm).
Später schrieb ein Bewohner der Stadt Gorodok Čenoda einen Brief an P.M. Mašerov und versuchte damit einen Freispruch für Tereza Konstantinovna Vychoto zu erwirken: »Unter Geringschätzung von Gefahren verteidigte sie das Heimatland mit eigenem Wort: Sie erzählte den Bauern von den Ereignissen an der Front, las vor und verbreitete Flugblätter und Meldungen der Nachrichtenagentur Sowinformbüro. Voller Verantwortung erkläre ich, dass Teresa Konstantinowna zu Unrecht verurteilt wurde […]« (Ebd.).
Am 25. November 1955 wurde Tereza Vychoto freigelassen, am 20. Februar 1962 wurde sie auf Entscheidung des Obersten Gerichtes der UdSSR rehabilitiert.
Am 14. März 1988 starb Tereza Konstantinovna Vychoto.
Am 28. Januar 1998 wurde ihr postum der Ehrentitel »Gerechte unter den Völkern« verliehen.
Erstellt von den Mitarbeitern der Geschichtswerkstatt Minsk